Kölner Stadt-Anzeiger, 10.06.2008
Mitleid mit dem Teufel
Das Staatsschauspiel Dresden begeistert im Forum auch mit „Faust II“
Passgenau bezahlt macht sich die Idee, einen Chor in die Inszenierung einzubauen: Ob die jungen Sänger vom Kammerchor Pesterwitz als Karnevalsgesellschaft Ostermanns „Heimweh nach Köln“ singen, die „Internationale“, „Großer Gott, wir loben dich“ oder Ligetische Experimentalklänge: Der Chor passt sich immer ausgezeichnet in die Bühnenhandlung ein – ironisch kommentierend oder stimmungsvoll und erhaben. … (Stefan Andres)
Rheinische Post, 6.06.2008
Faust I war Höhepunkt einer besonderen Spielzeit
Eine weitere Besonderheit der Freytag Inszenierung ist die Kombination des Sprechtheaters mit Live-Musik: wie die Zuschauer der ersten Reihen sitzt der Kammerchor Pesterwitz (Ltg. Anne Horenburg) auf der halb herunter gefahrenen Vorbühne und fängt in den entscheidenden Augenblicken die Dialoge mit erstklassigem a-cappella-Gesang ab. Diese Momente, wenn sich die Spannung in ätherisch klingenden Volksliedsätzen löst gehen den Zuschauern unmittelbar unter die Haut …. (Monika Klein)
Dresdner Neueste Nachrichten, 11.03.2008
Buxtehude jetzt!
Passionskonzert mit dem Kammerchor Pesterwitz
Wer hätte das gedacht: Das Buxtehude-Jahr ist längst Geschichte und trotzdem gibt es noch Aufführungen seiner Musik! Man musste also nicht das nächste Jubiläum abwarten, sondern konnte in der Pesterwitzer St. Jakobuskirche eine bemerkenswerte Aufführung von Buxtehudes Kantatenzyklus „Membra Jesu Nostri“ mit dem Kammerchor Pesterwitz unter Anne Horenburg erleben. Der Kammerchor Pesterwitz ist ein ambitioniertes Ensemble, das in der vergleichsweise kurzen Zeit seiner intensiven Arbeit mit Anne Horenburg eine erstaunliche Entwicklung genommen hat. Was Präzision oder Homogenität anbelangt, reicht man noch nicht an mit professionellem Anspruch arbeitende Chöre heran, die sich sonst solcher Musik annehmen. An rundem, durchsichtigem Chorklang und Musizierfreude war dennoch keinerlei Mangel. Bemerkenswert aber war diese Aufführun vor allem durch die eigenständige Interpretation, die deutlich machte, dass sich Anne Horenburg nicht auf Vorlagen verlässt, sondern konsequent eigene Ideen umsetzt. Die Tempi der einleitenden Sonaten wählte die Dirigentin in den sieben Kantaten ganz unterschiedlich und meist wesentlich langsamer, als man es sonst zu hören bekommt. Musikalischer Gestus und Textaussage stimmten überein, gezielt waren oft aufregende und ganz unerwartete Akzente herausgearbeitet, ohne aufgesetzt zu wirken. Auf dieser Grundlage gab es nie den gern gesuchten Tonfall einer Litanei und nichts Einlullendes haftete mehr an der Musik: Sie gewann im Gegenteil eine Spannung und Kraft, die staunenswert war…. Diese Aufführung von Buxtehudes Passionsmusik war vielleicht nicht die perfekteste, dafür aber musikalisch überaus anregend und anrührender als andere. (Hartmut Schütz)